COUNTRY MUSIK |
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Von Indianern, Cowboys, Geisterstädten, Klapperschlangen und Line Dance
Reisebericht einer Reise in und um Arizona von Angelika & Ferdi
Antilope Canyon bei Page/AZ
Diesen Bericht schreiben wir, um einen kleinen Einblick in das Abenteuer des "Wilden Westens" zu geben und vielleicht zur Nachahmung anzuregen. Leider ist es in der Kürze nicht möglich über alle Eindrücke, Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse zu berichten. Nachfolgend hier nur eine kleine Auswahl. Soweit möglich beantworten wir gern auch konkrete Anfragen dazu aber nur per Mail unter linedance@ferdis.de.
Im September 2010 fuhren wir für knapp 4 Wochen in die Staaten, um einerseits Natur, Sehenswürdigkeiten, National Parks und National Monuments zu bestaunen, andererseits die Historie und das alltägliche Leben der Indianer kennenzulernen und als langjährige Country-Musik-Fans und begeisterte Line Dancer auch diese Hobbys im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu erleben.
Die Planung begann Anfang des Jahres mit Reisekatalogen, Reiseführern und dem Internet. So entstand in vielen Wochen eine Route, die viele Sehenswürdigkeiten verband, die auf den angebotenen "Fertigreisen" oder "Reisebausteinen" der Reisebüros in dieser Kombination nicht zu bekommen war. Nebenbei entdeckten wir im Internet Reiseberichte zu den Havasupai-Indianern in einem Seitental des Colorado-River nahe des Grand Canyon. Auf Nachfrage im Reisebüro erfuhren wir, dass ein Besuch dort nicht über gängige Reiseveranstalter buchbar ist.
Der Name Havasupai bedeutet "Die Menschen vom blau-grünen Wasser". Damit ist der Havasu Creek gemeint der die Hauptwasserquelle für die hier lebenden Indianer darstellt und in den Colorado River mündet. Bilder von dort, die wir im Internet fanden, machten uns neugierig. Also versuchten wir im Februar direkt bei den Indianern im Village Supai anzurufen und ein Zimmer in der kleinen Lodge dort zu reservieren. Schwierig, dort jemand zu erreichen. Nach vielen Versuchen klappte es, und unser Wunschtermin war frei. Damit stand der erste Baustein unserer Reise und der Rest wurde drum herum geplant, verschoben, neu geplant... bis es dann losging. Vor lauter Freude auf die Reise haben wir ganz und gar vergessen, die Hotels/Motels entlang unserer Strecke zu buchen. Das stellte sich als unproblematisch heraus, denn ein freies Motel- oder Hotelzimmer war überall zu bekommen.
Anfang September ging es dann mit Continental von Berlin über Newark/New Jersey nach Las Vegas/Nevada. Mit einem Mietwagen haben wir dann 3455 Meilen / 5559 Km zurückgelegt und natürlich einige "Standards" des Südwestens der Staaten besucht. Dazu gehörten unter anderem der Colorado River und der Lake Powell, Monument Valley, Natural Bridges National Monument, den Arches National Park, White Sands National Monument, die historische Route 66 und Städte wie Las Vegas, Page, Tucson, Flagstaff, um nur einige zu nennen.
Nachfolgend ein paar Anmerkungen zu vielleicht etwas weniger bekannten aber nichts desto trotz sehenswerten Highlights der Tour:
Apache Trail - Auf einer Tafel am Apache-Trail steht, dass Theodore Roosevelt bei der Einweihung des nach ihm benannten Staudamms sinngemäß sagte: "Im Apache Trail treffen das Großartige der Alpen, die Pracht der Rocky Mountains und die Herrlichkeit des Grand Canyons zusammen." Der Apache Trail folgt einem alten Pfad der Apachen durch die Felsschluchten des Salt River, führt jedoch an der Canyon-Seite höher hinauf und ist eine sehr abenteuerliche und landschaftlich herrliche Strecke.
Der RooseveltDamm am Anfang des ApacheTrail ApacheTrail
Roswell/NM - Wer hat nicht schon von den UFO's gehöhrt die 1947 in der Wüste von New Mexico nahe Roswell/NM abgestürzt sein sollen. Eine ganze Reihe von Büchern und einen Spielfilm (mit Dwight Yoakam) gibt es darüber. Im UFO-Museum kann man sich über das Ereignis informieren. Und wie in Amerika üblich wird das Ereignis bis heute intensiv ausgeschlachtet: Beginnend bei den Straßenlaternen, den Briefkästen, Cola-Automaten bis hin zu Souvenirshops überall Außerirdische und Raumschiffe. Hatte man nach dem Besuch des Museums den Eindruck, da könnte etwas Wahres daran sein, dann verflog dieser Eindruck beim Spaziergang durch die Stadt.
Geisterstadt Lake Valley/NM Ortseingang
Lake Valley, Sierra County/NM - Abseits der großen Straßen direkt am schmalen New Mexico State Highway 27 liegt die bisher touristisch weitgehend unerschlossene Geisterstadt. Die nächste Orte sind Hillsboro/NM 17 Meilen nördlich und Hatch/NM 36 Meilen östlich. Die alte Silbeminenstadt hatte ihre Glanzzeit von 1881 bis 1893, der letzte Einwohner ist 1994 weggezogen. Am Ortseingang ein Briefkasten mit Erklärungen zur Stadt und den einzelnen Gebäuden bzw. Ruinen. Daneben ein großes Schild: "Watch for rattlesnakes". Und tatsächlich: Im flachen Strauchwerk, das den Boden außerhalb der Wege bedeckte hörten wir das Rasseln einer Klapperschlange. Mehr Details hier!
Durango/CO - Silverton/CO - Zwischen diesen Städten verkehrt täglich eine Schmalspurbahn mit Dampflock. Für die traumhafte Reise (3,5 Stunden je Strecke) durch die südlichsten Berge der Rocky Mountains zahlt man ca. 140 $ in der 2. Klasse, die sich sehr lohnen. Wahlweise kann man in offenen oder geschlossenen Wagen die herrliche Landschaft bewundern und dabei einen autofreien Tag genießen.
Historische Eisenbahn Durango/CO - Silverton/CO Westernstadt Tombstone/AZ
Tombstone/AZ - Eine originale Westernstadt, die Heimat von Wyatt Earp, Doc Holliday und berühmten Gunfights, die mehrmals täglich für Touristen nachgestellt werden. Viele Souvenirs und Westernartikel sind in zahlreichen Geschäften im Wild-West-Stil zu bekommen. Saloons, Reiter und Postkutschen runden das Bild ab. Pulman City und El Dorado im Original.
Nun zum Abstecher zu den Havasupai-Indianern:
Die Zufahrt zum Ausgangpunkt der Tour nach Supai den Hualapai-Hilltop erfolgt über die historische
Route 66 von der man westlich von Seligman auf die "Indian Route 18" Richtung Norden abbiegt. Knapp
60 Meilen schlechte Wegstrecke sollten vor uns liegen, aber erstaunlicherweise war die Straße neu
gemacht. Das Schild "Road closed" mussten wir "übersehen" um zum Ausgangspunkt zu gelangen. Nach einer
geplanten Nacht im Auto brachen wir sehr früh auf um der Mittagshitze zu entgehen: 5 ½ Stunden Fußmarsch
ca. 8 Meilen (gefühlte 12 Meilen) mit 900 m Höhenunterschied über Felsen, Geröll und weichem roten
Sand im Flussbett bei ca. 40 Grad Celsius.
Karte der Havasupai-Indianer: Havasu Trail Map Auf dem Weg nach Supai
Maultiertrail nach Supai Die Felsen am Ortseingang von Supai ("Prinz" und "Prinzessin")
Die Strapazen sollten sich lohnen: Das kleine Village Supai (Stammsitz der Havasupai-Indianer) hat ca. 400 Einwohner. Damit der Tourismus als wichtiger Wirtschaftsfaktor nicht die gewohnten negativen Begleiterscheinungen mit sich bringt, haben die Havasupai beschlossen, jährlich nicht mehr als 12.000 Besucher zuzulassen. Die dadurch entstandene "Havasupai-Lodge" (24 einfach ausgestattete Zimmer), das "Tribal Museum" und ein Fast-Food Café, schaffen Arbeitsplätze für viele der hier lebenden Indianer. Ergänzt wird das Angebot durch den Transportdienst mit Pferden und Maultieren und den Helikopter, der an 3 Tagen in der Woche im 10 min-Takt zwischen Supai und Hualapai-Hilltop pendelt. In Supai gibt es außerdem eine Schule, eine Kirche, eine Tourist-Information, eine kleine Post, zwei kleinen Läden (General Store), eine Feuerwehr und die Reservats-Verwaltung der Havasupai-Indianer.
Supai (Post und Store) Supai Lodge
"Hauptstaße" von Supai
Inmitten einer eher kargen Felslandschaft ist Supai der einzige Platz in dieser Gegend, an dem man Ackerbau betreiben kann. Angebaut werden dort vor allem, Mais, Melonen, verschiedene Gemüsesorten und Pfirsiche. In der jüngeren Vergangenheit wurde jedoch die Anbaufläche für Obst und Gemüse auf Kosten der Weidefläche zurückgedrängt.
Auf dem Weg von Supai bis zum Colorado-River (ca. 9 Meilen) entlang des Havasu Creek gibt es eine Reihe von herrlichen unterschiedlich hohen Wasserfällen. Das Wasser ist sehr mineral- und kalkhaltig, d.h. sehr gesund und läd auch durch die angenehm erfrischenden Temperaturen zum Baden ein. Wichtig: Badeschuhe sind aufgrund des rauen Untergrundes mit Kalkablagerungen sehr zu empfehlen.
Ca. 2 Meilen hinter dem Supai befindet sich am Havasu Creek zwischen steilen Felswänden im schmalen, mit Palmen bewachsenen Tal ein Campingplatz, der 2008 durch ein Hochwasser völlig zerstört wurde und lange Zeit gesperrt war. Wer dort übernachten will muss alles mitbringen und auch allen Unrat wieder mitnehmen, dort gibt es nur eine Trinkwasserquelle und ein paar Toiletten.
Havasupai Falls Havasupai Falls
Mooney Falls
Bis zu den ca. 60 m hohen Mooney Falls hinter dem Campingplatz sind wir gekommen, dann wurde der "Weg" sehr abenteuerlich: Er führte eine steile Felswand herab, durch steil abwärts führende Höhlen und nur z.T. mit Ketten zum Festhalten. Aufgrund von Warnhinweisen "Decent at your own risk" und "Keep away" kehrten wir an dieser Stelle um.
Den Aufstieg zum Hualapai-Hilltop begannen wir am nächsten Morgen sehr zeitig um der Mittagshitze zu entgehen. Nach 6 ½ Stunden war es geschafft.
Wie erlebten wir nun Line Dance im Südwesten der USA?
Line Dance, oder besser Country Dancing Locations zu finden ist in den zumeist ländlichen Gegenden
und Kleinstädten Arizonas, New Mexicos, Utahs und Colorados gar nicht so leicht. Einige richtig
schöne Dance Halls haben wir in und bei Las Vegas/NV, in Durango/CO, Silver City/AZ, Tombstone/AZ,
Tucson/AZ und in Mesa/AZ gefunden. Alle diese Lokalitäten haben große Videowände bzw. eine Vielzahl
von Monitoren auf denen Musikvideos oder Sportveranstaltungen (Football, Baseball, Rodeo) laufen.
Bei der Planung solcher Etappen sollte man berücksichtigen, dass größere Veranstaltungen bzw.
Konzerte zumeist am Wochenende stattfinden.
Überall, wo wir Country Dancing erlebten, fiel uns auf, dass die Tänzer nicht so "verbissen" schauen, sondern viel mehr Spaß am Tanzen ausstrahlten als in Deutschland. Das liegt sicher auch daran, dass dort nicht so sehr das (vielleicht typisch deutsche) Streben nach Perfektion vorherrschte. Die Tänze müssen nicht unheimlich kompliziert und nicht schnell, schneller am schnellsten sein, um Spaß am Tanzen zu haben.
Etwas außerhalb von Las Vegas/NM at Fanta Fe Station gibt es den "REVOLVER", einen Saloon in dem mehrfach in der Woche freie Line- und Couple-Dance Workshops stattfinden. Als wir dort waren wurden von Dawn Grundlagen des West Coast Swing gelehrt. Beim üben von Partnertänzen wurden dort im Gegensatz zu den Kursen bei uns die Partner ständig gewechselt, wodurch ein höherer Übungseffekt erreicht wurde.
In Durango etwas versteckt: Die Dance Hall mit einem eher kleinen, privaten Tanzkurs wurde der Tush Push im Einzelunterricht erklärt. Neben uns waren noch andere Gäste (Touristen aus Wyoming) da, mit denen wir in einen regen Erfahrungsaustausch traten.
Das "MAVERICKS" in Tucson war eigentlich der Saloon mit Dance Hall, der unseren Vorstellungen am weitesten entsprach: Jeden Abend 21-23 Uhr Live-Musik einheimischer Countrybands, vorher mehrfach wöchentlich Line Dance Kurse. Wir waren dort an einem Tag mit Beginner-Kurs bei Linda Lupel. Der Ablauf war wie bei unseren Kursen. Es wurde in 90 min 3 Tänze gelehrt: "Bar Stools" 28 count, 4 wall, "Beginners Waltz" 24 count, 4 wall und "Down Town Boogie" 32 count, 2 wall. Am Ende gab es Beschreibungen. Teilnahmegeühr: 3 $. Zur Live-Musik wurde dann sehr viel Two und Tripple Step getanzt. Das sind dort die verbreitetsten Tänze zu Country-Musik.
Line Dancer im Maverick in Tucson/AZ Line Dance im "Revolver" bei Las Vegas/NV
"Toby Keith's I Love This Bar & Grill" gibt es in vielen größeren Orten, so auch in Mesa. Neben einer großen Tanzfläche gibt es hier einen sehr langen runden Tresen, Sportvideos, Bullriding, eine große Bühne für Live-Acts und super Essen.
Toby Keith's I Love This Bar & Grill in Mesa/AZ
"GILLEYS" (das Double des größten Saloons aus Texas) in Las Vegas ist umgezogen und befindet sich direkt am Strip vor dem Hotel Treasure Island. Der Saloon ist geteilt: Restaurant und Saloon mit Dance Hall. Jeden Abend gibt es hier freie Line Dance Workshops für Touristen. Deshalb sind die Tänze dort bewusst einfach gehalten. Wir erlebten Tim Perez als Instructor, der uns erzählte, dass ihn jedes Jahr Line Dancer aus Süddeutschland besuchen. Er lädt uns ein, seine "richtigen" Tanzkurse zu besuchen, aber am nächsten Morgen wartet leider ein Flugzeug auf uns.
Alles in Allem, eine sehr erlebnisreiche Reise mit sehr vielen neuen Eindrücken, Erfahrungen und Spaß. Gelernt haben wir, dass eine detaillierte Planung nicht nötig ist, denn Motels/Hotels sind in der kleinsten Ortschaft immer zu bekommen. Couponhefte bieten Rabatte, allerdings selten an Wochenenden, wenn Hotels allgemein teurer sind. Günstige Flüge sollte man sehr zeitig buchen, ein Navi ist von Vorteil und Reiseführer bzw. eine grob geplante Route ist zu empfehlen. Dabei sind das Internet, diverse Literatur und Reisekataloge eine wertvolle Hilfe.
Kontakt: linedance@ferdis.de
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